60 Briefe

und ein Kunstpostamt

„Die Hauptpost in Belgrad ist sieben Tage in der Woche von 0 – 24 Uhr geöffnet.
Jetzt, wo es kälter wird draußen und nass, ist es wohlig warm in der großen Halle, die von dreißig Schaltern eingefasst wird. Drei voluminöse Stehtische, die jeweils einen Blumentrog mit künstlichem Gras, etwas Farn und einem Miniaturbaum – dessen Familie und Art zu bestimmen, mir nicht gegeben ist – sowie drei Holzbänke aus dem Fundus des Mobiliars für öffentliche Wartezonen, bieten sich denen an, die sich, freiwillig oder unfreiwillig, für einen längeren Aufenthalt einrichten. 

Die Glavna Pošta ist das lebende Museum aus dem Zeitalter des Schreibens, das Monument der ‚überbrachten‘ Botschaften, denen ein analoger und historischer Raum- / Zeitbegriff zugrunde liegt und auch das Telegramm, die schnellste unter ihnen, entspricht dieser linearen Zeiterfahrung. Der Poststempel bestimmt ihren Puls. Gleichzeitigkeit wird anderswo codiert.

Die Hauptpost wurde mir zum Schreibort und zum Ort des Nachdenkens über das Schreiben.“

Newsletter vom 23.11.2022


Als ich ins 60. Jahr ging, beschloss ich 60 Briefe zu schreiben. Die Briefe werden nach und nach veröffentlicht. Eine erste Präsentation fand vom 23.9. – 21.10.2023 in der ersten KUNSTPOSTFILIALE statt, die ich als Teil der Ausstellung die ‚Bügeln Sie das Bett‘ in der Galerie Mönch eröffnete. Mit Stand vom 26.4.2024 habe ich 20 Briefe geschrieben und verschickt. Alle Briefe haben ihre Adressat:innen erreicht. Der Prozess des Briefeschreibens wird auf der Seite barblina c veröffentlicht.

Nach und nach werden die stummen Botschaften zur hörbaren Stimme: Jedem Brief und seiner Empänger:in ist ein Telefon zugeordnet. Aus den Muscheln klingen die Botschaften stimmlich wieder. Die 60 Telefone sind eine sowohl analoge, als auch digitale Hörinstallation.

Das Telefon Nummer 5 von 60 . Teil der Audioinstallation mit den gelesenen Brief #5 ©bcaveng